Fatima besucht mit anderen jungen Mädchen und Burschen die Sekundarschule in Mwasauya, Sinigda, Tansania. Sie steht jeden Morgen um 5 Uhr auf, erledigt einfache Arbeiten im Haushalt und isst ein kleines Frühstück. Dann macht sie sich auf den Weg zur Schule, – sie braucht dafür eine Stunde.

Als Mädchen in Tansania wäre es wahrscheinlicher für Fatima, vor ihrem 18 Lebensjahr verheiratet zu werden, als die Sekundarschule zu besuchen. Tansania hat mit 37 % eine der höchsten Kinderheiratsraten der Welt. Jährlich brechen bis zu 8.000 Mädchen in Tansania die Schule wegen früher Ehe oder Schwangerschaft ab.

Fatimas Familie liegt die Bildung ihrer Tochter jedoch sehr am Herzen. Da Fatima aus einer einkommensschwachen Familie kommt, erhält sie ein Stipendium, welches von privaten Spender:innen aus Salzburg finanziert wird. Im Zuge des Stipendiums erhält Fatima ein Fahrrad, um den langen Schulweg zu bewältigen; eine Schuluniform; Bücher und Schreibmaterial.

Dieses Jahr startet ein Pilotprojekt an der Schule in Mwasauya (hier geht Fatima zur Schule) und Ikhanoda (auch an dieser Schule werden Mädchen aus einkommensschwachen Familien mit einem Stipendium unterstützt), bei dem Mädchen über ihre Rechte und Gleichberechtigung erfahren. Die ausgewählten Mädchen sollen in ihrer Autonomie und Selbstbestimmung gestärkt werden. Sie werden dabei unterstützt gesunde Grenzen zu setzen, sich gegen sexuelle Gewalt zu währen und diese zu melden. Die Mädchen lernen wissenswertes über ihren Körper, zum Körperbild, Körperwahrnehmung, Menstruation und FGM (Female Genital Mutilation/ Bescheidung – eine verbreitete Praktik in Tansania). Im Zuge dieses Projekts soll Raum für Austausch zwischen den Mädchen und ihre Fragen geschaffen werden. Insgesamt nehmen 200 Mädchen an dem Projekt teil.

Zusätzlich gibt es Schulungen für 20 Lehrer:innen. Interessierte Eltern werden bei einem Treffen informiert und mit eingebunden. Die Unterstützung der Mädchen durch Eltern und Lehrende ist wichtig, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Mädchen für ihre Rechte einstehen können.

 

Warum kommt es in Tansania zu Kinderehen?

Kinderehen stehen oft mit Armut in Verbindung. Durch eine frühe Heirat übernimmt der Ehemann die Verantwortung für die Tochter. Die Familie muss nicht mehr für die Verpflegung der Tochter aufkommen. Hinzu kommt je nach Tradition entweder ein Brautpreis oder eine Mitgift. Durch den Brautpreis bekommt die Familie der Braut z. B. Vieh und finanzielle Sorgen der Familie werden gelindert. Oder aber die Familie muss eine Mitgift für die Tochter zahlen. Diese steigt mit dem Alter der Tochter und somit ist es günstiger, die Tochter jung zu verheiraten. In Zwangsehen kommt es oft zu körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt gegen Mädchen und Frauen.

Zahlen & rechtliche Rahmenbedingungen

Im Globalen Süden werden ca. eines von vier Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet – das sind ca. 41.000 Kinderehen am Tag. In Tansania ist die Kinderheiratsrate mit 37 % besonders hoch.

Bis 2016 durften Mädchen in Tansania ab dem Alter von 14 Jahren verheiratet werden. 2016 wurde dieses Gesetz angefochten und das Heiratsalter auf 18 Jahre erhöht. Bei Missachtung droht dem Bräutigam eine Gefängnisstrafe von bis zu 30 Jahren.
Mit dem Einverständnis der Eltern können Mädchen allerdings weiterhin ab einem Alter von 15 Jahren verheiratet werden. Das Gesetz ist somit zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber kann leicht umgangen werden. (Quelle: https://www.globalcitizen.org/de/content/tanzania-child-marriage-girls-womens-rights-educat/)