Gemeinsam verändern – Perspektiven entwickeln – Selbstbestimmung stärken
Regionalkooperation
Das Programm der Regionalkooperation umfasst die regionale Entwicklung in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Empowerment von Mädchen. Die gewählten Maßnahmen haben direkten Einfluss auf die Lebensqualität der Menschen.
In einer Schwerpunktregion Singidas wird mit den Dorfgemeinschaften ausgewählter Dörfer über ca. fünf Jahre zusammen gearbeitet. Die Projekte richten sich besonders an die Schwächeren der Gesellschaft. Unser Fokus liegt auf der ländlichen Bevölkerung und der Stärkung von Frauen und Mädchen.
Nach einer Bedürfnisanalyse und einem Auswahlverfahren wurde im Juli 2024 mit der Arbeit in den beiden Bezirken Ughandi und Msisi begonnen. Das Programm läuft dort bis voraussichtlich Juni 2029. Das Vorgängerprogramm in Ikhanoda und Mwasauya wurde nach sechs Jahren mit dem Bau eines Mädchenwohnheims für 80 Schülerinnen erfolgreich abgeschlossen (2018-2024). Von 2014-2018 wurde ein Programm in den Schwerpunktdörfern Itaja, Kinyamwenda, Mughamo und Mjura umgesetzt und mit dem Bau eines Charko Damms (Wasserrückhaltebecken) abgeschlossen.
Von der Partnerorganisation vor Ort werden in den unterschiedlichen Projektphasen die regionalen und lokalen Regierungsvertreter mit einbezogen. Als NGO sehen wir uns als Mittler zwischen staatlichen Dienstleistungen und den Menschen.
Ausbildung
Ausstattung
Outreach & Ernährung
Die Projekte im Gesundheitsbereich unterstützen die Höherqualifizierung von Hebammen und Krankenschwestern und die bessere Ausstattung der Gesundheitsstationen. Bewusstseinsarbeit zur Verringerung der Mütter- und Kindersterblichkeit und zur Bekämpfung von Mangel- und Unterernährung retten Leben.
Physische Infrastruktur
Seit Jahren unterstützt Salzburg – Singida den Bau und die Ausstattung zusätzlicher Klassenzimmer. Im Rahmen der Evaluierung 2018 erhielt diese Unterstützung höchste Priorität bei der jeweiligen Dorfbevölkerung. Auch wenn in den letzten Jahren Infrastrukturprojekte in der Regionalkooperation bewusst zurückgedrängt wurden, so ist der Bedarf nach wie vor gegeben.
Das „Schulpaket“, eine Kombination aus einem Gebäude mit 2 Klassenzimmern getrennt durch ein Lehrerbüro sowie einem Wassertank zur Regenwassersammlung und einem Latrinenblock für Mädchen und Burschen inklusive der Möglichkeit zum Händewaschen hat sich sehr bewährt.
Lehrerinnen und Lehrer kommen in der Regel nicht aus dem jeweiligen Dorf, in dem sie arbeiten, sondern aus anderen Regionen des Landes. Lehrergehälter sind ohnehin gering, die Anmietung eines kleinen Zimmers im Dorf eine finanzielle Belastung, Privatsphäre ist kaum gegeben. Schulen ohne Lehrerquartiere sind für Lehrer unattraktiv und um die Lehrer an der Schule zu halten, aber auch um mehr Lehrer durch die Schulbehörde zugewiesen zu bekommen, ist es notwendig, Lehrerquartiere zur Verfügung zu stellen.
Qualität der Schulbildung
In vielen Klassen sitzen zwischen 60 und 100 Schüler und Schülerinnen, ein vernünftiger Unterricht ist unter diesen Rahmenbedingungen selbstverständlich nicht möglich. Die Reduktion der Klassenschülerzahlen ist somit ein zentrales Anliegen der Regionalkooperation. Allerdings müssen auch mehr Lehrer durch die Schulbehörde zugeteilt werden, sonst unterrichtet ein Lehrer gleichzeitig in zwei Klassen, wodurch der Unterricht nicht notwendigerweise an Qualität gewinnt. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Schulstandort und den Schulbehörden ist daher unbedingt notwendig.
Seit Jahren bieten CIP und Salzburg-Singida Fortbildungen von LehrerInnen in den Fächern Englisch und Mathematik an. Die beiden Fächer wurden gewählt, da die Erfolgsquote bei Standard Seven Exams in diesen beiden Fächern in der Region Singida im nationalen Vergleich besonders schlecht ist. In Zusammenarbeit mit den AusbilderInnen am LehrerInnenkolleg in Kinampanda (Teachers Training College – TTC) werden Fortbildungsmodule auf der Basis der Wünsche der LehrerInnen entwickelt und angeboten.
Zur Stärkung der Bildungsqualität werden zusätzlich fehlende Lehrmittel für die Fächer Englisch und Mathematik zur Verfügung gestellt und sogenannte Clubs (für interessierte Schüler zur intensiveren Beschäftigung) unterstützt.
Die Projekte im Bildungsbereich unterstützen die Weiterbildung von LehrerInnen in Mathematik und Englisch, die Ausstattung mit notwendigen Lehrmitteln und die Verbesserung der Infrastruktur der Volks- und Hauptschulen durch den Bau von Schulklassen, Regenwassertanks und Toiletten mit Handwaschstellen. Vor allem versperrbare Toiletten für Mädchen sind ein wichtiges Thema. Zusätzlich werden Menstruationsbinden an die Mädchen verteilt und sie in Umgang und Hygiene geschult. So können Sie auch während der Menstruation am Unterricht teilnehmen und insgesamt wird ihre Schulanwesenheit wesentlich verbessert.
Empowerment von Mädchen
Die Stärkung von Mädchen löste 2022 den Bereichs Dorfentwicklung ab, denn Mädchen und Frauen sind nach wie vor in vielen Bereichen benachteiligt. Tansania hat mit 37 % eine der höchsten Kinderheiratsraten der Welt. Von den Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren haben 44 % entweder körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Chancengleichheit gibt es im Alltag noch keine, obwohl Gleichberechtigung gesetzlich verankert ist.
Zu diesen und vielen weiteren Herausforderungen, mit denen Mädchen konfrontiert sind, leistet das Empowerment Training wertvolle Bewusstseinsarbeit. Das Ziel ist die Stärkung der Selbstbestimmung von Mädchen, damit sie ihre Situation als veränderbar erleben und ihre Handlungsfähigkeit wahrnehmen. Sie werden befähigt und sind berechtigt Entscheidungen zu treffen und können ihre eigene Zukunft gestalten.
Über Geschlechtergerechtigkeit, Frauenrechte, Körperbild, Abgrenzung, Sexualität, Ausbildung und andere relevante Themen wird Wissen und Information vermittelt. Die zweitägigen Trainingseinheiten geben den Mädchen Werkzeuge in die Hand, die ihre Selbstbestimmung und ihren Mut fördern. Wesentlich ist die Bestärkung, dass ihre Stimme bedeutsam und legitim ist und sie etwas verändern können. Die Erkenntnis, dass es dabei nicht um individuelle oder familiäre Themen, sondern um tief verwurzelte strukturelle und gesellschaftliche Probleme geht, ist besonders wichtig.
Mädchenwohnheim
Je höher man im Schulsystem kommt, desto weniger Mädchen schließen die weiterführenden Stufen ab. Um die Situation für Mädchen zu verbessern, ist es in Tansania vorgesehen, dass ein Mädchenwohnheim an jeder Sekundarschule errichtet wird. Allerdings fehlt meist von staatlicher Seite das Geld dazu. Mit Unterstützung vom Land Salzburg wurde 2023/24 ein solches Mädchenwohnheim an der Mwasauya Secondary School gebaut. Das Wohnheim bietet Platz für insgesamt 80 Mädchen.
Mehr Lebensqualität
Zwischen 2014 – 2022 setzen CIP und Salzburg-Singida zusätzlich zu den beiden Interventionssektoren Gesundheit und Bildung eine Reihe von zum Teil kleineren Maßnahmen um, die unter dem Begriff Dorfentwicklung zusammengefasst wurden. Dazu zählen der Bau von Gemüsegärten oder rauchfreien und energieeffizienteren Öfen, die Förderung von Spar- und Kleinkreditsystemen (VICOBA), der Bau von Wasserrückhaltebecken (Charko-Damm) für die Trockenzeit oder die Förderung der kommerziellen Hühnerzucht.
Upendo Home. Ein Heim für Straßenkinder und Waisen.
Das Upendo Home hat sich seit dem Gründungsjahr 2008 in ein Zuhause für rund 40 Straßenkinder entwickelt. Kinder und Jugendliche leben auf den Straßen der Stadt Singidas, weil die Eltern Sucht abhängig, gewalttätig, krank oder verstorben sind. Sie sind nicht in der Lage, die Kinder zu ernähren und sich angemessen um sie zu kümmern.
Nach festgelegten Aufnahmekriterien bekommen sie Platz im Upendo Home. Ihr neues Zuhause deckt die Grundbedürfnisse wie essen und schlafen, bietet Beziehung und Gemeinschaft, einen sicheren Ort und eine Ausbildung. Die Kinder und Jugendlichen werden ihren Fähigkeiten und Talenten gemäß gefördert und bei Bedarf bekommen sie psycho-soziale Unterstützung.
Im Alter zwischen 18 und 22 Jahren verlassen die Jugendlichen das Heim. Die Herausforderung für alle Beteiligten ist es, den Übergang in ein selbstständiges Leben gut vorzubereiten und zu begleiten.
Upendo in Kisuaheli, der am weitesten verbreitete Verkehrssprache Ostafrikas, bedeutet Liebe & Zuneigung und ist ein beliebter Vorname in Tansania.
Soziale Kompetenz
Die Gemeinschaft im Upendo Home bietet den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, gemeinsam zu wachsen. Alltagstätigkeiten wie Mithilfe beim Essen zubereiten, im Garten oder bei der Versorgung der Hühner und Kühe, gemeinsam lernen und gegenseitige Unterstützung schafft einen „Familienalltag“.
Viele sind begeisterte Fußballspieler und in den regelmäßigen Turnieren „matchen“ sie sich mit anderen Teams. Auch Volleyball und andere Mannschaftsspiele sind bei den Burschen und Mädchen beliebt. Die spielerische Auseinandersetzung fördert die Beziehung und Kommunikation. Einmal jährlich wird ein Ausflug zu einem der vielen Naturschauplätze der Umgebung organisiert, damit die Kinder ihr Land kennen lernen.
Vertrauliche Rückmeldungen über Schwierigkeiten, die nicht individuell lösbar sind, landen in einer Feedback-Box beim Büro des Heimleiters, der sich damit auseinandersetzt. Zusätzlich schaffen die monatlichen Gruppengespräche einen Rahmen zum Austausch und zur Konfliktlösung.
Eigenverantwortung
Routine und klare Regeln bieten die notwendige Sicherheit, um eigene Meinungen äußern zu können. Für die Jugendlichen ist es von Bedeutung über definierte Bereiche ihres Lebens selbst entscheiden zu können. Die Übernahme von Eigenverantwortung bereitet die Jugendlichen auf den Übergang vom Heim in ein selbstständiges Leben vor.
Gemeinsam mit dem Heimleiter arbeiten wir ständig an der Entwicklung der Rahmenbedingungen dieser beiden Bereiche. Für die Umsetzung setzen sich der Sozialarbeiter und die Matrons besonders ein. Für die Kinder, die mit ihrer traumatischen Vergangenheit schwer zurecht kommen, wird professionelle Unterstützung organisiert.
Die Schulleistungen der Kinder sind sehr gut. Sie sind ehrgeizig und motiviert, das Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen. Bereits vier der Jugendlichen studieren an eine der Universitäten des Landes. Sechs von ihnen besuchen Fachschulen oder machen eine Lehrausbildung. Darauf sind alle stolz!
„I like working with children and people in need.“
„It has been my dream to serve and support children facing different challenges especially most vulnerable children.“
“I love working with children, learn from them, and help them.“
“Children support me as they learn.”
Upendo Home Vorstandsmitglieder: Sybille Voggenhuber, Bernhard Fries (Founding members and longtime supporters of the home), Parseko Kone, Fatuma Malenga, Rehema Gwao, Permenas Mashanjara
Die Werkstätten
- Schneiderei
- Strickerei
- Tischlerei
- Werkstatt für Metallverarbeitung
- Kunsthandwerk
In den Werkstätten (Workshops) erlernen die Jugendlichen schulbegleitend handwerkliche Fertigkeiten für den Alltag. Durch die dauerhafte Unterstützung des Bankhaus Spängler konnte eine professionell ausgerichtete Infrastruktur geschaffen werden. Das Team der Werkstätten unterstützt die Kinder individuell und persönlich. An der Weiterentwicklung der Werkstätten wird ständig gearbeitet.
Einmal wöchentlich werden die Kinder und Jugendlichen von Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet und können ihr handwerkliches Geschick schulen und verbessern. In der Tischlerei und Metallwerkstatt werden Reparaturen im Heim durchgeführt und die Möbel für das Heim gemacht. Die Schuluniformen, Mode und anderes nützliches entsteht in der Nähwerkstatt und der Strickerei. Und die modernen Stücke der Kunsthandwerk-Klasse reichen von Armbändern und Handtaschen bis zu Ziergegenständen und Batiktüchern. Manche Kinder finden großen Gefallen an der handwerklichen Arbeit und beginnen eine Lehrausbildung in der staatlichen Ausbildungsstätte VETA (Vocational Education Training Association).
Die Produkte der Lehrwerkstätten sind für den eigenen Gebrauch und werden in einem kleinen Ausstellungsraum des Upendo Home auch zum Verkauf angeboten.
TUMAINI School, Schule und Internat für gehörlose Kinder und Jugendliche
Insgesamt besuchen 84 Kinder die Schule. Das engagierte Team von LehrerInnen und BetreuerInnen kümmert sich seit vielen Jahren liebevoll um die gehörlosen Kinder. Ein großes Problem ist die Kommunikation. Vor allem die Eltern können mit ihren Kindern nur sehr eingeschränkt kommunizieren. Trainings in Gebärdensprache und Trainingsunterlagen und Hilfsmittel zur Selbstschulung haben die Situation wesentlich verändert. Zwischen Eltern und Kindern ist mehr Austausch und Akzeptanz entstanden. Die LehrerInnen werden durch Fortbildungsstipendien unterstützt, um ihre Möglichkeiten im Unterricht zu schulen und zu erweitern. Der Bau von Toiletten und die Verteilung von Binden an die Mädchen ist auch in der Tumaini School ein wichtiger Bestandteil für einen menschengerechten Unterricht.
Salzburg – Singida unterstützt die Schule seit vielen Jahren. Zwei voll ausgestattete Klassenzimmern und zwei Lehrerbüros, Speisesaal und Küche entstanden, die Betten und Matratzen in den Schlafsälen wurden erneuert.
Für die Tansanische Regierung ist die Förderung von gehörlosen und seheingeschränkten Kindern ein Schwerpunkt im Bildungsbereich. Vor allem die NGOs setzen sich hier für Inklusion ein und versuchen die ehrgeizigen Regierungsziele voranzutreiben oder zumindest die ersten Schritte zu machen.