In der Regionalkooperation blicken wir auf ein erfolgreiches Jahr 2020 zurück. Diesmal möchten wir unser Gesundheitsprogramm etwas genauer vorstellen. Die Höherqualifizierung des medizinischen Personals ist seit Jahren von zentraler Bedeutung. In diesem Programmjahr wurden wieder drei Krankenschwestern (Nurse-Midwife) zur Erlangung eines sog. „Diploma“ unterstützt (einjährige Ausbildung). In den Gesundheitsstationen der Programmdörfer wurden mehrtägige Fortbildungen angeboten. Diese Kurse zur Weiterbildung bzw. Auffrischung sollen jene Personen erreichen, für die eine einjährige Ausbildung aus familiären Gründen keine Option ist. Der thematische Schwerpunkt liegt auf Mütter- und Kleinkindgesundheit. Um das Gelernte auch technisch umsetzen zu können, wurden die Gesundheitsstationen mit zusätzlicher medizinisch-technischer Ausrüstung versorgt.
Zusätzlich arbeiten wir mit sogenannten Community Health Worker (CHW), einer Gruppe von 16 Freiwilligen, die die Gesundheitsstationen im Bereich „Mütter- und Kleinkindgesundheit“ unterstützen. Dazu fand eine sog. Positive Deviance and Hearth Campaign statt. Darunter versteht man eine spezielle Kampagne für gesunde Ernährung mit dem Ziel, den Anteil an unterernährten Kindern signifikant zu reduzieren. Positive Deviance bedeutet in diesem Zusammenhang die Identifizierung von lokalen einkommensschwachen Familien, die trotz ihrer geringen Möglichkeiten gesund ernährte Kinder im Vorschulalter haben. Die Identifizierung dieser Familien, das gemeinsame Kochen mit den „positiven Abweichlern“ und die Fütterung von mangel- bzw. unterernährten Kindern anhand dieser Vorgaben stehen im Zentrum dieser Kampagne. 12 Tage kochen Mütter mit mangelernährten Kindern zu Mittag gemeinsam. Sie bringen die üblichen Lebensmittel selbst mit, zusätzlich werden weitere lokal verfügbare Lebensmittel durch das Projekt integriert. In Nachkontrollen an den Tagen 30, 90, 180 und 360 (mit dem MUAC-Band – Mid-Upper Arm Circumference) wird überprüft, ob die Maßnahmen erfolgreich waren oder ob weitere Kampagnen notwendig sind. Insgesamt waren 165 Kinder Teil des Programms, davon haben 129 Kinder bereits nach 12 Tagen ihr Normalgewicht erreicht.
Die Positive Deviance and Hearth Campaigns sind Teil der Arbeit der CHW. Sie unterstützen allerdings auch die Arbeit des regulären Gesundheitspersonals (an sog. Klinik-Tagen). Weiters besuchen sie schwangere Frauen, um sicherzustellen, dass ihre Schwangerschaft formal registriert und Teil der regulären ante- und post-natalen Betreuung ist. Sie verweisen Familien mit mangelernährten Kindern an die Gesundheitsstationen, sie informieren Mütter über gesunde Ernährung für ihre Kleinkinder und sie schaffen Bewusstsein für werdende Mütter, dass sie ihre Kinder in der Gesundheitsstation zur Welt bringen, wo qualifiziertes Personal die Geburt betreuen kann. Das Projekt unterstützt die CHW mit einem kleinen finanziellen Anreiz (€ 16 pro Monat, 7x im Jahr), Ausrüstung und Fahrrädern.
Aufgrund der Schulschließungen Mitte März 2020 war es nicht mehr möglich, die zweite Phase der LehrerInnen-Fortbildung abzuhalten. Ebenso musste ein weiteres Training durch Multiplikatorinnen im Bereich der kommerziellen Hühnerzucht abgebrochen werden, womit sich auch die Unterstützung für diese Gruppe mit Materialien für den Stallbau und Hühnern für die Zucht verschiebt. Die Einladung der tansanischen Projektmitarbeiter Afesso Ogenga und Violet Shaku nach Salzburg im April 2020 musste verschoben werden. Die Salzburger Landesregierung genehmigte schnell und unbürokratisch die Umwidmung der verbliebenen Mittel, wodurch auf die neue Herausforderung Covid-19 reagiert werden konnte.
Gemeinsam mit den lokalen Gesundheitsbehörden wurde ein Paket geschnürt, um einerseits die Abstimmung der lokalen Gesundheitsbehörden untereinander zu verbessern und anderseits Bewusstseinsbildung und Vorsorge in den Programmdörfern voranzutreiben. Als erster Schritt wurde Anfang Mai ein dreitägiges Training im „Covid-19 Isolationszentrum“ in Ilongero abgehalten. Ilongero liegt lediglich 10 km von den Programmdörfern entfernt. Insgesamt nahmen 27 MitarbeiterInnen des Isolationszentrums und der lokalen Gesundheitsstationen teil. Die TeilnehmerInnen wurden unter anderem in der sicheren Verwendung der persönlichen Schutzausrüstung geschult und Abläufe im Erstkontakt mit möglicherweise infizierten Personen geklärt. Die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen dem Isolationszentrum und den lokalen Gesundheitsstationen wurden präzisiert. Ein wichtiger Erfolg des Trainings war, dass die anfängliche Angst und Unsicherheit des Gesundheitspersonals durch klare Abläufe und Zuversicht ersetzt werden konnte.
Ein Teil der persönlichen Schutzausrüstung muss nach jeder Arbeitsschicht entsorgt werden, damit entsteht ein substantieller Materialbedarf. Um die lokalen Behörden in ihrer Arbeit zu unterstützen, wurden durch das Projekt zusätzliche Schutzkittel, Einweghandschuhe und FFP2 oder 3 Masken zur Verfügung gestellt. Im Isolationszentrum Ilongero gab es keine Wasserversorgung, daher wurde ein Wassertank beschafft, der regelmäßig aus nahegelegenen Brunnen befüllt werden kann.
In einem zweiten Schritt wurde der Fokus auf die Programmdörfer der Regionalkooperation gelegt, indem die bestehenden CHW eingesetzt wurden. In Abstimmung mit den Dorfverantwortlichen und den religiösen Führern entstand eine Informationskampagne, um Schutzmaßnahmen und Abstandsregeln an kritischen Punkten der einzelnen Dörfer umzusetzen. Dies betrifft insbesondere jene Punkte, an denen größere Menschenansammlungen unvermeidlich sind: Busbahnhöfe, Standplätze für Motorradtaxis, Märkte, Bootshafen, Moscheen und Kirchen. Andere Themen sind der Schutz von älteren Menschen, private Treffen sowie Freizeitaktivitäten. Informationsblätter wurden verteilt und das Nähen von Schutzmasken bei lokalen SchneiderInnen in Auftrag gegeben.
Die lokalen Gesundheitsbehörden schätzten die Unterstützung sehr, da die Regionalkooperation als einzige Initiative gemeinsam mit den lokalen Behörden ein Programm in dieser Erstphase konzipierte. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man die Größe von Salzburg – Singida und seinem Partner CIP im Vergleich zu anderen internationalen Initiativen bedenkt.
Wir bedanken uns bei allen, die diese Arbeit durch ihre Unterstützung und ihr Engagement ermöglicht haben und uns sicher durch dieses herausfordernde Jahr gebracht haben!